Bots2ReC: Robots to Re-Construction

  Roboter der eine Wand abschleift Urheberrecht: © IGMR
 

Motivation

Asbest ist eine gesundheitsschädliche Bausubstanz, die zurzeit nur durch einen belastenden und gefährlichen manuellen Sanierungsprozess aus Wohnhäusern entfernt werden kann.

Ziel

Entwicklung eines halbautomatischen Asbestentfernungsprozess zur sicheren und zugleich wirtschaftlichen Sanierung von kontaminierten Gebäuden

Vorgehen

  1. Analyse des aktuellen Entfernungsprozesses und Weiterentwicklung zu einer sicheren und realistischen technischen Lösung
  2. Entwicklung eines mobilen robotischen Systems anhand der identifizierten Anforderungen durch den Prozess
    • Entwicklung eines mobilen Roboters als Trägerplattform
    • Entwicklung eines 7-DOF Roboterarmes zum Führen von Werkzeugen wie beispielsweise einer Schleifscheibe
    • Entwicklung eines Radarsensorsystems, um auch bei rauen Umgebungsbedingungen eine sichere Prozessüberwachung zu ermöglichen
  3. Implementierung der Steuerungs- und Regelungsalgorithmen für das mobile robotische System
    • Einsatz von SLAM-Techniken im LIDAR sowie Radarbereich
    • Weiterentwicklung von Lokalisierungsalgorithmen für den Radarbereich
    • Entwicklung eines Algorithmus zum Semantic Mapping für Sanierungsgebäude mit integrierter Topologie auf Basis von RGBD-Kamers
    • Trajektorienplanung und -regelung des 7-DOF Roboterarms
    • Entwicklung eines Aufgabenplanungsmoduls für eine Flotte an mobilen Robotern, um die einzelnen Bearbeitungsaufgaben zeitoptimal abzuarbeiten

 

Über das Projekt Bots2ReC

Projektförderung

Das Projekt Robots to Re-Construction, kurz Bots2ReC startete im Februar 2016 als H2020-Innovationsmaßnahme. Deses Projekt wurde durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung 687593 gefördert.

Projektziele

Trotz des hohen Automatisierungsgrads in der Industrie sind Roboterlösungen in der Bau- und Abbruchindustrie noch nicht weit verbreitet. Die meisten Aufgaben werden manuell mit Hilfe von konventionellen elektromechanischen und hydraulischen Werkzeugen ausgeführt. Insbesondere in gefährlichen Umgebungen, in denen intensive Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden müssen, um die Gesundheitsrisiken für Mitarbeitende zu verringern, ist die manuelle Ausführung sehr ineffizient oder sogar verboten. Ein wichtiger Marktsektor ist die Räumung und Sanierung von so genannten Sanierungsobjekten zum Beispiel asbestverseuchter Gebäude. Jede Exposition gegenüber Asbestfasern ist für den Menschen hochgefährlich: Persönliche Schutzausrüstungen auf höchstem technsichen Niveau müssen wegen des Asbeststaubs regelmäßig ausgetauscht werden, was Kosten und die Zeit bis zur Fertigstellung der Räumung und Sanierung erhöht. Aus dieser Situation heraus ergab sich das Hauptziel für die vorgeschlagene Innovationsmaßnahme:

"Einführung, Erprobung und Validierung einer operationellen Verfahrens für die automatisierte Entfernung der Asbestkontamination an einem realen Sanierungsstandort mit Hilfe eines Robotersystems."

Das vorgeschlagene Robotersystem besteht aus mehreren Robotereinheiten, einer zentralen Absaugung und Energieversorgung und einem zentralen Prozesskontrollsystem, das eine einfache Programmierung und die Überwachung des automatisierten Prozesses sowie eine optionale Fernsteuerung ermöglicht. Sensorsysteme werden die Wahrnehmung der Umgebung des Systems und die lokale Überwachung der Asbestsanierungsarbeiten ermöglichen.

Technologie

Das vorgeschlagene Robotersystem für die automatische Entfernung von Asbestverunreinigungen besteht aus mehreren mobilen Robotereinheiten, die die Asbestsanierungsaufgaben autonom durchführen. Jede Einheit besteht aus einer mobilen Plattform und einem Roboterarm mit einem Schleifwerkzeug.

Die Kombination von optischen und Radar-Sensorsystemen ermöglicht die Wahrnehmung der Umgebung und die lokale Überwachung der Asbestsanierungsarbeiten. 

Unterstützt durch eine Benutzerschnittstelle können Bedienerinnen und Bediener verschiedene Bereiche auf einer virtuellen Darstellung der Sanierungsstelle auswählen und Asbestsanierungsarbeiten zuweisen. Basierend auf den Benutzereingaben plant das zentrale Prozessleitsystem selbstständig die Ausgabenverteilung und Zusammenarbeit zwischen den mobilen Einheiten und deren Bewegungen und Trajektoren. Die Benutzeroberfläsche ermöglicht die permanente Überwachung des automatisierten Prozesses und optional die Fernsteuerung.

Alle Robotereinheiten sind an eine zentrale Absaugung und Energieversorgung angeschlossen, um die Abfälle aus dem Sanierungsgebiet zu entfernen und die Robotereinheiten mit ausreichend Energie zu versorgen.

Während des Betriebs wird die Anwesenheit der Bedienerinnen und Bediener oder Arbeiterinnen und Arbeiter in dem kontaminierten Raum so weit wie möglich vermieden und auf unvorhergesehene Schwierigkeiten beschränkt. Die durch das Absaugsystem gewährleistete maximal zulässige Staubkonzentration am Standort ermöglicht jedoch ein direktes Eingreifen des Bedieners am Ende des Prozesses oder bei Betriebsstörungen. Die Aufrechterhaltung des maximal zuläassigen Staubniveaus in dem angegebenen Bereich wird durch die Absaugung des Staubs direkt in der Nähe der Werkzeuge und durch ein hochmodernes zentrales Belüftungs- und Filtersystem gewährleistet.

Die Robotereinheiten und Werkzeuge werden versiegelt oder mit abnehmbaren Dichtungen versehen, wenn eine Versiegelung nicht möglich ist. Nach Beendigung des Arbeitsvorgangs werden sie manuell durch Besprühen mit Niederdruckwasser gereinigt und dekontaminiert.

Veröffentlichungen

Industrieller Beirat

Durch die Einrichtung des Beirats pflegen wir enge Beziehungen zur weltweiten Industrie- und Forschungsgemeinschaft und stellen sicher, dass das Bots2Rec-Projekt auf dem neusten Stand der wissenschaftlichen Entwicklung bleibt. Der Beirat wird regelmäßig über den Forschritt der Entwicklung informiert und liefert Feedback und Ideen, um die Bildung der europaweiten Integration zu gestalten und beschleunigen.

Organisationen und Unternehmen im Beirat profitieren durch:

  • Information über technologische Entwicklungen und Erfolge des Projektes
  • Mitwirkung an der Systemarchitektur und Soft- und Hardware
  • Mitwicklung an Konzepten zur Lösung von Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer
  • Überprüfung der wissenschaftlichen und technischen Informationen
  • Beratung in allgemeinen wissenschaftlichen Fragen

Konsortium

Das Bots2ReC-Konsortium besteht aus sieben Partnerinstitutionen mit umfassender Expertise sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in der Produktplatzierung und dem Betrieb von Robotersystemen. Von großer Bedeutung für den Beitrag zu den Projektzielen ist die Vertretung aller relevanten Stakeholder der Wertschöpfungskette im Räumungs- und Sanierungssektor.
 
Der Anwendungsfall wird von dem industriellen Partner Bouygues Construction vorangetrieben, der die gesamte Wertschöpfungskette im Bausektor abdeckt, indem er öffentliche und private Gebäude plant, baut und betreibt. Die Tochtergesellschaft Bouygues Batiment Nord-Est Construction verfügt über detaillierte Kenntnisse über jeden Aspekt von Räumungs- und Sanierungsprojekten. Mit diesem Partner sind die Bedürfnisse des Endnutzers zum Beispiel ein Eigentümer eines zu renovierenden Gebäudes und die Anforderungen des Dienstleisters mit den Firmen Bouygues Construction und Bouygues Batiment Nord-Est im Konsortium vollständig vertreten. Mit seiner Marktdomäne in der Bau- und Abbruchindustrie und seinem umfangreichen Forschungs-Know-how im Bereich der Automatisierung wird das Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Maximierung des Innovationspotenzials des Projekts spielen. Bouygues Construction gewährleistet in allen Projektphasen realistische Testbedingungen und stellt reale Testeinrichtungen zur Verfügung, die für die endgültige Implementierung und das Benchmarking des Betriebsprozesses und des Robotersystems unerlässlich sind. Neben Bouygues Construction unterstützt Telerobot Labs S.r.l. eine umfassende Marktpräsenz und trägt entscheidend zur Kommerzialisierung und Verallgemeinerung der Projektergebnisse bei.
 
Die Abschnitte des Arbeitspakets, die sich mit der Realisierung, dem Vertrieb und der Nutzung des Robotersystems befassen, werden maßgeblich von der Expertise der Industriepartner beeinflusst. Robotnik Automation SLL und Telerobot Labs S.r.l. bringen ihr Wissen und ihre Erfahrung in Bezug auf Design, Integration, Steuerung und Navigation von mobilen Plattformen und Roboterarmen, insbesondere für raue Umgebungen, ein. indurad GmbH bringt ihr Wissen und ihre Erfahrung in Bezug auf optische und Radarsensorik ein. Die Fundacio Eurecat steuert das Prozessleitsystem bei und sorgt für eine reibungslose Systemintegration auf Hardware- und Software-Ebene, dank ihrer umfassenden Expertise in diesen Bereichen.
 
Die Weiterentwicklung des Standes der Technik und die Systemevaluierung wird von den Forschungspartnern RWTH Aachen als Koordinator und dem Institut Francais De Mécanique Avancée unterstützt. Die projektrelevante Expertise der RWTH Aachen University liegt im Bereich der Steuerung und Bewertung von Robotern, fortgeschrittener Aufgabenplanungsalgorithmen für modulare und rekonfigurierbare Handhabungssysteme und systematischer Entwurfsprozesse. Mit dem Institut Francais De Mécanique wird ein Experte für Wahrnehmung, Computer Vision, Systemverhaltensanalyse, Simulation und Multi-Roboter-Kooperationen maßgeblich zur Verbesserung des aktuellen Stands der Technik beitragen.

 

Partner

Danieli Telerobot Labs
indurad
Robotnik
Bouygues Construction
SIGMA Clermont
Eurecat

 

Bilder

 

Videos